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       10. April 2015

Das versteckte Paradies: Winter in der Ski- & Almenregion Gitschberg Jochtal

© Ski- & Almenregion Gitschberg Jochtal/Alex Filz

Schon sein ganzes Leben verbringt Pius Mair in Meransen, einem kleinen Südtiroler Bergdorf. Sein ganzes Leben, das sind mittlerweile 87 Jahre. Aber für die Berge hat er sich noch kein einziges Mal interessiert. "Hier bin ich geboren, hier bleib ich bis zum Tode", ist alles, was er auf fragende Blicke erwidert. Schön seien sie natürlich – „scho schee“, sagt Pius Mir –, aber trotzdem: Mit den Bergen kann er einfach nichts anfangen, konnte er auch in jungen Jahren noch nie. Weitere Erklärungen sind ihm nicht zu entlocken.

Ganz im Gegenteil, es entsteht vielmehr der Eindruck, als hätte er selbst keine. Um die Vielfältigkeit der Hausgipfel weiß er schließlich allzu gut. Dann lacht der kleine Senior mit den runden Schultern und der Trachtenstrickjacke schüchtern, den Blick auf seine gefalteten Hände gesenkt und erzählt, dass das Jagen seine einzig große Leidenschaft war. Dabei hat er jahrzehntelang direkt an den Berghängen gearbeitet. Montagearbeiten an den Seilbahnen. Fünf Kilometer ist er bis zur Station raufgelaufen, nie weiter, nie ist er geblieben. Abends wollte er wieder zuhause sein.

Trotzdem gibt es ein Wort, mit dem Pius Mair seine Sätze immer wieder schmückt. Heimat. Wer sich ein bisschen auf seine Heimat einlässt, merkt schnell: Wohlfühlen kann man sich dort auch ohne die Berge. Die lässt sich aber außer Pius Mair niemand entgehen. Wer es doch tut, verpasst zu viel.

Ein Porträt über die versteckte Heimat von Pius Mair, das Gebiet von Gitschberg Jochtal.

Meransen selbst versteckt sich nicht. Vom Brenner aus führt das Schild „Pustertal“ direkt zu einer Passstraße, abbiegen ist von dort an sowieso nicht mehr möglich. Der schmale Teerweg schlängelt sich den Berg hinauf, bis von der Fahrbahn aus die ersten Häuser zu sehen sind. Als würden sie sich am Hang sonnen, liegt jedes ganz für sich am Fuße der Gipfel. Auch die weißen Ortsschilder fallen beim Vorbeifahren schnell auf: Mühlbach, Vals, Meransen. Der Besucher weiß genau, wo er ist, nicht aber, was ihn dort erwartet. Große Werbetafeln mit Bergpanorama und einem Skifahrer in Neonfarben? Infotafeln oder ein Parkleitsystem, um Touristen gezielt zur Kasse zu locken? Nichts davon. Der Südtiroler hält sich bedeckt – die, die schon einmal hier waren, kommen meistens sowieso wieder. Familien sind das oft oder all jene, die Ruhe und Natur genießen.
                               

© Ski- & Almenregion Gitschberg Jochtal

Pisten, als hätte die Natur sie geschaffen

„Wir sind keine Freunde von Apés-Ski“, erklärt Florian Mair, der Geschäftsführer der Tourismusregion Gitschberg Jochtal. Von Schlagerpartys nach einem Tag auf der Piste hält er genauso wenig wie vom späten Aufstehen. Bei beidem würde man die Eindrücke der Natur verlieren. Und genau die Natur war es doch, die die Menschen ursprünglich zum Skifahren bewegt hat. Deshalb will Mair sie im Skigebiet Gitschberg Jochtal so gut wie möglich bewahren. Mit Wäldern, die oft den Pistenrand säumen und breiten Abfahrten, wie sie die gesamte Größe der Bergkuppe hergeben.

© Ski- & Almenregion Gitschberg Jochtal

44 Pistenkilometer dieser Art schlängeln sich um die Berge bei Mühlbach, Vals und Meransen. 16 Lifte befördern die Gäste zwischen Höhen von 1300 und 2500 Metern – und von einem Berg zum nächsten. Das Skigebiet ist mittlerweile nämlich so weit erschlossen, dass die ehemals getrennten Gebiete Vals und Meransen durch Gondeln verschmolzen sind. Ein Großer Vorteil für alle mit einer Vorliebe für lange Abfahrten: Beide Talabfahrten führen zum gemeinsamen Gondelparkplatz.

Andere Pisten wiederum drängen den Skifahrer regelrecht dazu, immer und immer wieder hinabzugleiten, bis jede einzelne Spur erprobt worden ist. Mal ganz rechts außen, mit Blick in ein schmales Tal, mal mittig über mehrere Kuppen, mal links auf einer Anhöhe. Und von dort aus bietet sich bei guter Sicht ein besonders beeindruckender Anblick: Die zackige Kette der Dolomiten umrahmt die drei Zinnen, die durch ihre markante Form herausstechen. Erst, wenn die Sonne untergeht und einen Schatten über die unruhige Felsformation legt, ist es an der Zeit, zurück ins Tal zu fahren.

Essen, als käme es von Oma
Ankommen, ohne den Empfang von Schlagern, die aus großen Lautsprechern gebrüllt werden – das ist es, was sich Florian Mair für die Gäste im Skigebiet Gitschberg Jochtal wünscht. Und er hat nicht zu viel versprochen, als er gesagt hat: „Hier kann jeder zur Ruhe kommen.“ Kein Stau auf dem Weg zum Hotel, keine großen Anlagen, die das Landschaftsbild zerstören. Häuser, die für sich stehen, zu erreichen auf kleinen Straßen, die auch der ein oder andere Hase auf seinem Weg von einem Waldstück zum nächsten nutzt. Und immer: Einheimische mit einem ernstgemeinten Lächeln auf den Lippen und der Fähigkeit, Omas Südtiroler Rezepte nachzukochen wie es unmöglich jemand anderes besser könnte. Knödel in allen Variationen, Pasta oder Kaffee: Wenn der Südtiroler sagt, er serviert Essen – Hotel, Restaurant oder Alm – steckt Leidenschaft und Können in jedem Bissen. Und Schluck.

Diese Leidenschaft für die regionale Küche ist es auch, die den Kontakt von Pius Mair und seinen Nachbarn aufrecht erhält. Auch er hat sich immer schon auf die Rezepte seiner Mutter verlassen, nutzt sogar noch den gleichen Ofen, der immer noch mit Holz geschürt werden muss. 48 verschiedene Apfelsorten wachsen in seinem Garten, sodass dazwischen kaum mehr Gras wachsen kann. Und noch im Winter riecht seine Küche nach dem fruchtigen Kompott, das er Monate zuvor eingekocht hat. „Ich riech’s schon gar nicht mehr“, sagt er selbst darauf nur, aber er „macht’s ja eh für die anderen“. Er lächelt, wenn er erzählt, dass er zur Saison  nur  wegen seiner beliebten Äpfel beinahe täglich Besuch bekommt. „Die Leute aus dem ganzen Dorf kommen, weil sie sich Sorten raussuchen wollen.“ Kurz überlegt er und wirkt dabei fast ein bisschen wehmütig. Dann fügt er hinzu: „Ja, nur deswegen kommen sie.“

Touren, als wäre die Landschaft unendlich
                           

© Ski- & Almenregion Gitschberg Jochtal/Alex Filz

Die Südtiroler wissen eben zu schätzen, was ihre Heimat zu bieten hat. Viele, die hier geboren werden, bleiben für immer. Dass sie mit den Bergen nichts anfangen können wie Pius Mair, ist schon beinahe ein Phänomen. Ein Gegenbeispiel ist Paul Ebner. Er ist 50, nach dem Laufen hat er das Skifahren gelernt, und konnte es nie wieder lassen. Längst hat er entdeckt, dass seine Heimat für Skifahrer viel mehr zu bieten hat als naturgetreue Pisten. Die Natur selbst. An die einhundert Skitouren bewältigt er seitdem jeden Winter und will diese Faszination weitergeben. Als Tourenguide ist er Mitglied im Verband der Südtiroler Berg- und Skiführer. Ein Nebenverdienst, der sich für ihn allerdings nicht wie Arbeit anfühlt.

Dutzende Tourenmöglichkeiten allein im Gebiet Gitschberg Jochtal kann er bis in den kleinsten Winkel beschreiben. Von einem „Paradies für Tourengeher“ spricht auch Florian Mair. Streitereien mit ihnen gibt es im Vergleich zu anderen Skigebieten kaum, ganz im Gegenteil. Tourengeher sind willkommen. Einmal pro Woche dürfen die Pisten sogar länger befahren werden. Feierabend-Tour nennt Mair das.

Nichts im Vergleich zu einem völlig unberührten Hang, findet Paul Ebner. So sehr er die präparierten Abfahrten seiner Heimat zu schätzen weiß. „Wenn man einmal einen Pulverschneehang im offenen Gelände runtergefahren ist, will man nichts anderes mehr“, sagt er. Oft hat er die Einsamkeit zu spüren bekommen, die er sich am Berg gewünscht hat – denn auch die ausgeschriebenen Touren im Gebiet Gitschberg Jochtal sind alles andere als überrannt. Die Chancen stehen nicht schlecht, sich Meter für Meter nach oben zu kämpfen, stundenlang, ohne einen anderen Tourengeher zu treffen. Die Vielfalt sei der Grund, sagt Ebner, es gebe eben so viele Möglichkeit. Er zeigt auf die umliegenden Gipfel und schnell wird klar, was er damit meint: Den Zeigefinger immer weiter in eine Richtung wippend, sagt er: „Da kann man rauf, dort war ich letzte Woche. Und dort, dort und dort sind auch schöne Touren möglich.“

Wenn Pius Mair mit seinem Zeigefinger auf etwas deutet, dann sind das freilich keine Gipfel, sondern seine Jagdtrophäen, die er überall in Haus und Garten aufgestellt hat. An die 200 Stück, schätzt er selbst. Igel, Füchse, Hasen, aber auch Vögel, die es längst nicht mehr gibt. Während er das erzählt, streicht er einem Igel sanft über die Stacheln, nur mit dem Zeigefinger. Beinahe liebevoll, als wäre der Igel noch am Leben und hätte eine viel größere Bedeutung für Pius Mair. Doch auch dazu sagt er nicht mehr, nur noch eines: „Alle Tiere haben hier im Wald gelebt, hier gibt’s alles.“ Alles in seiner versteckten Heimat.

Weitere Informationen zur Ski- & Almenregion Gitschberg Jochtal sind auf der Internetseite www.gitschberg-jochtal.de zusammengestellt.
 



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