Belgien ist ein ausgesprochenes Flohmarktland. In vielen Orten und Städten der Wallonie findet am Wochenende eine Brocante oder ein Marché aux Puces statt.
Die meiste Auswahl an Terminen haben Sammler und Trödler im Frühjahr und Sommer - ab März startet die Saison. Dann lockt zum Beispiel der Flohmarkt in der Altstadt und im Stadtzentrum von Arlon mit pittoresker Kulisse zum Stöbern, Entdecken und Handeln. Von dem auf einem Hügel gelegenen Altstadt-Viertel bietet sich außerdem ein toller Blick über die belgischen Ardennen, nach Luxemburg, Deutschland und Frankreich. Im Hochsommer bauen rund 1000 Händler aus Belgien und anderen Ländern ihre Stände in Temploux auf. Dieser Markt gilt als der größte des Landes. Er findet am 22. und 23. August statt. Der Clou: Der Trödelmarkt von Temploux hat samstags bis tief in die Nacht geöffnet.
Die "Champs-Elysées des Trödels" haben immer Saison
Einige Flohmärkte werden aber auch das ganze Jahr über veranstaltet. So zum Beispiel die Brocante de Saint-Pholien in Lüttich, die Kennern als "Champs-Elysées des Trödels" gilt. Sie findet freitagmorgens im Lütticher Stadtteil Outremeuse statt, wo der Schriftsteller Georges Simenon aufwuchs. In Spa und Waterloo kann normalerweise ebenfalls jedes Wochenende getrödelt werden. Und auch das Bücherdorf Redu steht Suchern und Sammlern das ganze Jahr über offen. Hier bieten mehr als 20 Buchhändler eine große Vielfalt an Lesestoff an.
Flohmarktkultur aus der Krise geboren
Der Grund für Belgiens Flohmarktdichte liegt übrigens in der wirtschaftlichen Entwicklung des Königreichs. Die Industrialisierung und die Kolonie Belgisch-Kongo brachten dem Staat Reichtum. Offene Märkte gegenüber anderen Ländern sorgten in den 1940/50er Jahren für einen nicht abreißenden Einfuhrstrom. Doch dann wurde 1960 der Kongo unabhängig, der Goldstrom versiegte und die Stahlkrise der 1970/80er Jahre traf das Land - eine schwere Wirtschaftskrise war die Folge.
Die hohe Inflation verteuerte Neuwaren enorm, die Kauflaune riss ab - bis ab 1979 ein Erlass auch Privatleuten erlaubte, Gegenstände auf Märkten zu verkaufen. Daraus entwickelte sich eine rege Flohmarktkultur, die bis heute anhält.
Eine Auswahl lohnenswerter Floh- und Antikmärkte in der Wallonie (und in Brüssel) sowie Informationen dazu finden sich auf der Website www.belgien-tourismus.de.
Foto: © Brocante de Temploux