16.04.2024
Frauen legen mehr Wert auf eigene Freundschaften außerhalb der Beziehung
Studie
„Nur wir zwei, du und ich“ – diese Aussage trifft bedingt zu, denn auch monogame Partnerschaften sind beeinflusst von einer Vielzahl Beziehungen im Außen, etwa Familie und Freund:innen. Welchen Einfluss Freundschaften auf die Liebe haben und wie Paare damit umgehen, hat die neue, bevölkerungsrepräsentative ElitePartner-Studie 2024 jetzt untersucht und fast 4.000 Liierte befragt.
Während in den meisten Beziehungen die Freundeskreise harmonieren und über die Jahre zusammenwachsen, gibt es auch Herausforderungen: Weil sich Freundeskreis und Partner:in nicht mögen oder sogar Eifersucht auf die engen Bezugspersonen des:r Partner:in entsteht.
Zwei Drittel sehen ihre:n Partner:in auch als beste:n Freund:in
Freundschaft ist die Basis für eine gute Beziehung, heißt es oft. Und tatsächlich sehen die meisten Liierten in Deutschland ihre Partner:innen auch als engste Vertraute: Knapp zwei Drittel geben an, dass er:sie die Rolle eines besten Freundes oder einer besten Freundin einnimmt (64 Prozent). Dieser Anteil bleibt mit Alter und Beziehungsdauer relativ konstant.
Allerdings gibt es auch einige Liierte, die sich nicht mit all ihren Sorgen und Gedanken bei ihren Partner:innen aufgehoben fühlen: Etwa jede:r Vierte meint, dass die eigenen Freunde ihn:sie oft besser verstehen als der:die Partner:in (24 Prozent). Gerade jüngere Männer zwischen 18 und 29 Jahren (34 Prozent) sowie zwischen 30 und 39 Jahren (36 Prozent) fühlen sich von ihrem Freundeskreis besser verstanden als von der Person, mit der sie ihr Bett teilen.
Frauen pflegen unabhängige Freundschaften, Männer tauchen ab
Frauen legen mehr Wert auf Freiraum in einer Partnerschaft und sind auch als Single meist glücklicher, wie frühere ElitePartner-Studien zeigten. Ein Faktor dafür: gute Freundschaften. So haben diese für Frauen auch in Beziehungen einen höheren Stellenwert. Zwei Drittel der liierten Frauen finden es wichtig, Freundschaften unabhängig von ihren Partner:innen zu haben (68 Prozent), aber nur 57 Prozent der liierten Männer sehen es genauso.
Männer scheinen stärker dazu zu neigen, in einer Beziehung andere Kontakte hintenanzustellen. Fast jeder fünfte Mann stimmt der Aussage zu „Meine Freunde stört es, dass ich durch meine Beziehung weniger Zeit mit ihnen verbringe“ (18 Prozent; Frauen: 11 Prozent). Gerade am Anfang einer Beziehung haben Männer offenbar die Tendenz, erstmal abzutauchen: Jedenfalls berichtet gut jeder dritte Mann mit einer Beziehungsdauer zwischen 1 und 3 Jahren von solchen Klagen aus seinem Freundeskreis (35 Prozent), bei den Frauen nur halb so viele (17 Prozent).
Mit zunehmender Beziehungsdauer verschmelzen Freundeskreise immer mehr
Allerdings wird der Wunsch nach unabhängigen Freundschaften mit der Zeit auch von Frauen zunehmend vernachlässigt: Insgesamt geben die Hälfte der Frauen (50 Prozent) und Männer (53 Prozent) an, dass sie und ihre Partner:innen mittlerweile nahezu fast denselben Freundeskreis haben. Am Anfang ist das noch nicht so: In Partnerschaften zwischen 1 und 3 Jahren Beziehungsdauer berichten nur 33 Prozent der Frauen und 42 Prozent der Männer von einer Verschmelzung der Freundeskreise, doch nach 10 bis 20 Jahren Beziehungsdauer schon 55 Prozent der Frauen und 56 Prozent der Männer.
Dieses Zusammenrücken des sozialen Umfelds hat oft Vorteile, denn es entstehen neue soziale Bindungen: 54 Prozent der Liierten berichten, dass sie durch ihre:n Partner:in neue Freunde gewonnen haben. Allerdings kann die Verschmelzung auch schnell mal zu viel werden: Knapp jeder dritte Mann (29 Prozent) und jede fünfte Frau (21 Prozent) geben zu, dass sie von häufigen Pärchenabenden genervt sind.
In jeder sechsten Beziehung harmonieren Freundeskreis und Partner:in nicht
Manchmal passt es einfach nicht: Zwar geben 63 Prozent der Befragten an, die Freunde des:der Liebsten zu mögen. Doch 31 Prozent sind unschlüssig und antworten mit „neutral“. Und 7 Prozent geben sogar aktiv zu, die Freunde ihres:r Partner:in nicht zu mögen. Umgekehrt scheinen auch die Freundeskreise nicht immer glücklich mit der Partnerwahl: Zumindest hat jede:r sechste Liierte (16 Prozent) das Gefühl, die eigenen Freunde würden den:die Partnerin nicht mögen. Vor allem jüngere Männer unter 30 (29 Prozent) und in ihren 30ern (28 Prozent) spüren häufiger Skepsis ihrer Freunde mit Blick auf ihre Beziehung.
Jeder vierte Mann unter 30 ist eifersüchtig auf die Freundschaften des:r Partner:in
Zwei Tage pro Woche sind für die ‚Besties‘ reserviert, der Urlaub mit der Clique ist ein Jahr im Voraus fix und wenn der beste Kumpel anruft, wird alles stehen- und liegengelassen? Einigen Liierten fällt es schwer, damit umzugehen, wenn ihre Partner:innen Freundschaften Priorität einräumen. Jeder siebte Mann und jede zehnte Frau beklagen, dem:r Partner:in seien die eigenen Freundschaften wichtiger als sie.
Vor allem junge Männer sind verunsichert, wenn ihre Partner:innen dem Freundeskreis so viel Aufmerksamkeit schenken – jeder fünfte Mann unter 40 äußert Unmut darüber (18 bis 29 Jahre: 25 Prozent; 30 bis 39 Jahre: 24 Prozent). 23 Prozent der Befragten beklagen zudem, dass sich der:die Partner:in vor Freunden anders verhält als in der Beziehung.
Freundschaften im Außen können Beziehungen positiv entlasten
„Gute Freundschaften sind von Vertrauen, Verlässlichkeit und oft auch emotionaler Intimität geprägt“, so Diplom-Psychologin und ElitePartner-Expertin Lisa Fischbach. „Diese Rolle entwickeln auch viele Partner:innen füreinander im Laufe ihrer Beziehung. Die bedeutsame Ebene freundschaftlicher Liebe stabilisiert Paare häufig über viele Jahre – gerade dann, wenn erotische Anziehung weniger wird oder Stress und Krisen sie herausfordern. Zugleich wächst der Wert von unabhängigen Freundschaften, wenn Liierte in ihrem Gegenüber nicht die gewünschte emotionale Tiefe oder Empathie finden oder schlicht andere Interessen verfolgen. Freundschaften im Außen können Beziehungen positiv entlasten, da dort andere Perspektiven möglich sind oder Raum für Themen besteht, die in der Partnerschaft wenig Anklang finden.“
Foto: Elite Partner
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